Führung
am Sonntag, den  18. Mai 2025
Zeughaus und Stadtkirche
Beginn: 14:00 im Zeughaus

Wer die große Werkschau von Thea Schleusner versäumt hat oder ihre Bilder noch einmal auf sich wirken lassen möchte, hat weiter die Gelegenheit, Hauptwerke der Künstlerin aus privaten
Sammlungen zu besichtigen. Die rd. 80 Werke sowie zahlreiche Lebensmaterialien, die im Zeughaus ausgestellt sind, bilden einen repräsentativen Querschnitt des Schaffens der in Wittenberg geborenen Malerin und Schrifstellerin ab. Parallel dazu wird in der Stadtkirche ihr „Passionscyklus“ aus dem Jahre 1947 gezeigt, der exemplarisch ist für Schleusners einzigartige Art, Elemente des Manierismus mit denen der klassischen Moderne zu verbinden. Der Sammler und Leiter der Stiftung der (wieder)entdeckten Kunst, Dr. Rainer Naser, wird neben der Interpre-tation ihrer Werke, auch Einblicke in das Leben der vielseitigen und ungewöhnlichen Künstlerin der Weimarer Republik und des Nachkriegsdeutschlands geben.


Die Führung ist im Ticketpreis inbegriffen. Der Ticketpreis für die
Sonderausstellung im Zeughaus ist 4 €, Stadtkirche Eintritt frei,
Erhaltungsbeitrag 3 €.

Selbstbildnis mit Genius, 2. Fassung 1946, Öl


Über die Künstlerin

Thea Schleusner wurde 1879 in Wittenberg geboren, durchlebte
den Ersten Weltkrieg, die Aufbruchsjahre der Weimarer Republik
und deren jähes Ende im Nationalsozialismus. Mit ausdrucksstarken
Arbeiten, die durch ihre einzigartige Formsprache und Farbigkeit
hervorstechen, bewegte sich Thea Schleusner zwischen
Expressionismus, Neuer Sachlichkeit und Symbolismus. Sie gehörte
zu der Gruppe bildender Künstlerinnen, die sich – wie Paula
Modersohn-Becker – um ca. 1900 nach Paris, der damaligen Stadt
der Avantgarde, aufmachten, um dort zu studieren und ihren
eigenen Weg in die Kunstwelt zu finden. Stand ihr frühes Schaffen
noch im Zeichen von Jugendstil und Impressionismus, änderte sich dies
 im Laufe des Ersten Weltkriegs, als in der Auseinandersetzung
mit dessen Schrecken christliche Themen an Bedeutung gewannen
und ihre Arbeiten farbintensiver und expressiver wurden. Ihrem einmal
 gefundenen Stil blieb sie bis zu ihrem Lebensende treu. 


Zwei weitere Ausstellungen von Werken der Künstlerin Thea Schleusner

  

Organisiert von der Naser Stiftung der (wieder)entdeckten Kunst,
in Zusammenarbeit mit den Städtischen Sammlungen Lutherstadt Wittenberg
und der Stadtkirche St. Marien Lutherstadt Wittenberg
  

Öffnungszeiten und Eintrittspreise


Zeughaus,
Öffnungszeiten: Di bis So 10:00 18:00 Eintritt: 7,00 €, Gruppen ab 10 Personen 5,00 €,
Kinder und Jugendliche 3,50 €

Stadtkirche St. Marien, 
Öffungszeiten: Mo bis Sa  11:00 16:00
( ab April: 11:00 17:00) , So 12:30  16: 00 ( ab April: 12:30  17:00) 
Eintrittspreis: Ausstellung frei, 
Kirche Erhaltungsbeitrag 3,00 € 

Karneval in Venedig

Über die beiden  weiteren Ausstellungen

 Im Anschluss an die Thea Schleusner Werkschau, die an vier Örtlichkeiten in der Lutherstadt Wittenberg im Herbst 2024 bis Anfang 2025 präsentiert wurde, werden im Zeughaus, dem Museum der Städtischen Sammlungen, bis Juni Highlights aus privaten Sammlungen ausgestellt. Zu besichtigen sind rd. 80 Werke der Künstlerin sowie zahlreiche Lebensmaterialien. Darunter befinden sich symbolistische Hauptwerke wie die „Spanische Madonna“ (1926) oder „Das Geistliche Konzert“ (1933), die herausragenden Zyklen „Vom Leben und vom Tode“ (begonnen 1945) und „Die sieben Worte des Erlösers am Kreuz“ (1947), farbexplosive Landschaftsgemälde wie „Die Zukunft“ (nach 1945) sowie neben anderen Indien und Ceylon bezogenen Motiven ihr Zyklus „Die sechs indischen Jahreszeiten“ (nach 1945). Erstmalig zu besichtigen sind drei ihrer frühen Arbeiten, darunter ein Blumenstillleben in Öl aus dem Jahr 1918. Parallel zur Ausstellung im Zeughaus wird in der Stadtkirche ihr „Passionscyklus“ aus dem Jahre 1947 gezeigt, der exemplarisch ist für Schleusners einzigartige Art, Elemente des Manierismus mit denen der klassischen Moderne zu verbinden.

  Thea Schleusner, als Tochter des Wittenberger Theologen Georg Schleusner 1879 wenige Jahre nach Gründung des Deutschen Kaiserreichs geboren, gehört zu der Gruppe bildender Künstlerinnen, die sich, wie Paula Modersohn-Becker, um 1900 herum nach Paris aufmachten, um ihren eigenen Weg in die Kunstwelt zu finden. Die damalige Stadt der Avantgarde bot den jungen Frauen künstlerische Anregungen und Ausbildungsmöglichkeiten, die es für Künstlerinnen im damaligen Deutschland nicht gab. 

   Stand ihr frühes Schaffen noch im Zeichen von Naturalismus, Jugendstil und Impressionismus, änderte sich dies im Laufe des 1. Weltkriegs, als in der Auseinandersetzung mit dessen Schrecken christliche Themen an Bedeutung gewannen. In dieser Zeit fand Schleuser ihren unverwechselbaren sich zwischen Symbolismus, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit bewegenden Stil, den sie bis zu ihrem Lebensende beibehielt. Insbesondere ihre christlichen Arbeiten zeichnen sich dabei durch eine eigenwillige Mischung aus Elementen des Manierismus und der klassischen Moderne aus. Ihre zahlreichen Reisen, insbesondere in den Süden Europas, aber auch nach Nordafrika, ließen die Farbenintensität ihrer Arbeiten noch weiter zunehmen.

   Trotz oder gerade wegen der Eigenwilligkeit ihrer Werke konnte sie sich in den Jahren der Weimarer Republik eine hohe Reputation erwerben. Dies belegen zahlreiche Ausstellungen in dieser Zeit, ihre Zusammenarbeit mit einer der bekanntesten Tänzerinnen der Zwanzigerjahre, Hertha Feist, sowie euphorische Rezeptionen ihrer Werke, die Schleusners distinktive Farb- und Formsprache hervorhoben und ihre christlichen Arbeiten in der Nachfolge von Matthias Grünewald sahen. Nicht zuletzt war sie gefragte Porträtistin. Davon zeugen die zahlreichen auch heute noch bekannten Personen aus Kunst und Wissenschaft, die sie porträtierte, darunter mehrfach Albert Einstein, Emil Nolde, Kafkas Verlobte Felice Bauer, die schwedische Politikerin und Frauenrechtlerin Anna Lindhagen, Lilly Freud-Marlé, Nichte von Sigmund Freud und in ihrer Zeit gefeierte Rezitatorin, sowie viele andere.

   Eine Zäsur bedeutete der Nationalsozialismus, der die Künstlerin dazu zwang, nach außen nur noch mit ihrer Porträtkunst in Erscheinung zu treten. Kontakte zu ihrem zu großen Teilen jüdisch-intellektuell geprägten Umfeld hielt sie in dieser dunklen Zeit aufrecht. Ihre Zyklen „Kriegsvisionen“ und „Gesichte“, die sie in der Auseinandersetzung mit den Grauen des 1. Weltkrieges zwischen 1916 und 1918 geschaffen und neben weiteren Arbeiten 1929 dem damals von einem Verein getragenen Wittenberger Heimatmuseum geschenkt hatte und die dort in einer Dauerausstellung zu sehen waren, gerieten als „Entartete Kunst“ ins Visier der Kritik mit der Folge einer Teilabhängung. Durch einen Aufenthalt in Ceylon, heute Sri Lanka, der einen prägenden Einfluss auf ihr weiteres Schaffen hatte, entzog Schleusner sich zeitweise dem repressiven Regime. Die aus der NS-Zeit erhaltenen Landschaftsbilder und symbolistischen Arbeiten weisen dabei eine verblüffende Kontinuität zu ihrem vorhergehenden Schaffen auf.

   Nachdem Schleusners Werk in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges zu großen Teilen in einer Bombennacht untergegangen war, machte sich die Malerin als bereits über fünfundsechzigjährige Frau in einem in der Kunstgeschichte in dieser Art wohl einmaligen Akt daran, es wiederentstehen zu lassen. Zahlreiche der im 2. Weltkrieg verloren gegangenen Bilder malte sie nach Fotovorlagen zum Teil detailgetreu neu oder sie griff zumindest deren Motive auf. Daneben entstand eine Fülle von Zyklen, vorwiegend zu religiösen oder symbolistischen Themen. Wie nach dem 1. Weltkrieg diente der christliche und mythologische Formenschatz – häufig dabei direkt die Titel früherer Arbeiten übernehmend – dazu, dem unfassbaren mit Krieg und Terror verbundenen Leid Ausdruck zu verleihen. Bei aller Düsternis drücken diese Arbeiten aber auch immer Schleusners christliche Grundüberzeugung aus, dass Aussicht auf Vergebung der Schuld und Erlösung besteht. Den Kontrapunkt zu ihren apokalyptischen Arbeiten bilden neben ihren zahlreichen Stillleben vor allem die Ceylon bezogenen Motive, in denen die Hoffnung auf die Möglichkeit eines Paradieses auf Erden durchschimmert. Schließlich entstanden weiter zahlreiche Porträts, war ihr doch die Porträtmalerei wegen ihrer besonderen Liebe zum „menschlichen Antlitz als Spiegelzug des Seelischen“ ein besonderes Anliegen.

   Schleusner war sich sehr bewusst, dass sie festhaltend an ihrem in den frühen Zwanzigern gefundenen Stil von einem in der Nachkriegszeit in Westdeutschland auf Abstraktion eingeschworenen Kunstbetrieb weitgehend ignoriert bleiben würde. Ein Anbiedern an die jeweils dominierenden Strömungen ihrer Zeit wäre ihrer Überzeugung, dass wahrhafte Kunst nur aus dem eigenen tief empfundenen Inneren kommen könne, aber diametral entgegengestanden. An ihre früheren Erfolge konnte sie mit dieser eigenwilligen Grundhaltung nicht mehr anknüpfen. Zeitweise nahezu vollständig in Vergessenheit geraten, wird Schleusner heute der sogenannten „Verschollenen Generation“ zugerechnet.

Bisherige Führungstermine

Termin: 05.02.2025/11Uhr 
Termin: 26.01.2025/11Uhr 

Termin: 19.01.2025/11Uhr 

Termin: 12.01.2025/11Uhr
Termin: 04.01.2025/11Uhr
Termin: 22.12.2024/11Uhr
Termin: 15.12.2024/11Uhr
Termin: 07.12.2024/11Uhr
  Termin: 23.11.2024/16 Uhr
Termin: 16.11.2024/11Uhr
  Beginn der Führungen im  Museum der Städtischen Sammlungen im Zeughaus, Juristenstraße 16 a 

   


Ausstellungsraum im Rathaus  links

Ausstellungsraum im
Rathaus rechts

Ausstellungsraum im Zeughaus

Ausstellungsraum im Cranach Museum

Organisatoren mit Hund

Ausstellungsraum im Museum Christliche Kunst