THEA SCHLEUSNER

Ein Leben für die Kunst 

Ihre expressiv-symbolistischen Welten 

An vier Orten in Lutherstadt Wittenberg (wieder)entdeckt

Eine Mega-Werkschau vom 31. August 2024 bis zum 12. Januar 2025

in den beiden Sälen des Alten Rathauses (Markt 26), in der Cranach-Stiftung (Markt 24), im Zeughaus (Juristenstr. 16a) sowie im Schloss Wittenberg (Schlossplatz 4) werden mehr als 330 Arbeiten der Künstlerin aus privaten und öffentlichen Sammlungen gezeigt sowie in Vitrinen zahlreiche Lebensmaterialien.

Thea Schleusner gehört zu der Gruppe bildender Künstlerinnen, die sich wie Paula Modersohn-Becker um 1900 herum nach Paris, der damaligen Stadt der Avantgarde, aufmachten, um dort zu studieren. Stand ihr frühes Schaffen noch im Zeichen von Jugendstil und Impressionismus, änderte sich dies im Laufe des 1. Weltkriegs, als in der Auseinandersetzung mit dessen Schrecken christliche Themen an Bedeutung gewannen. In dieser Zeit fand Schleuser ihren unverwechselbaren farbexplosiven sich zwischen Symbolismus, Expressionismus und Neuer Sachlichkeit bewegenden Stil.

Trotz oder gerade wegen der Eigenwilligkeit ihrer Werke konnte sie sich in den Jahren der Weimarer Republik eine hohe Reputation erwerben. Dies belegen zahlreiche Ausstellungen, ihre Zusammenarbeit mit einer der bekanntesten Tänzerinnen der Zwanzigerjahre, Hertha Feist, sowie euphorische Rezeptionen ihrer Werke, die Schleusners distinktive Farb- und Formsprache hervorhoben. Nicht zuletzt war sie gefragte Porträtistin. Davon zeugen die zahlreichen auch heute noch bekannten Personen aus Kunst und Wissenschaft, die sie porträtierte, darunter mehrfach Albert Einstein, Emil Nolde, Kafkas Verlobte Felice Bauer oder die schwedische Politikerin und Frauenrechtlerin Anna Lindhagen.

Eine Zäsur bedeutete der Nationalsozialismus, der die Künstlerin dazu zwang, nach außen nur noch mit ihrer Porträtkunst in Erscheinung zu treten. Kontakte zu ihrem zu großen Teilen jüdisch-intellektuell geprägten Umfeld hielt sie in dieser dunklen Zeit aufrecht. Durch einen Aufenthalt in Ceylon, heute Sri Lanka, entzog sie sich zeitweise dem repressiven Regime. Die aus der NS-Zeit erhaltenen Landschaftsbilder und symbolistischen Arbeiten weißen eine verblüffende Kontinuität zu ihrem vorhergehenden Schaffen auf.

Nachdem Schleusners Werk in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges zu großen Teilen in einer Bombennacht unterging, machte sie sich als bereits über fünfundsechzigjährige Frau daran, in einem in der Kunstgeschichte in dieser Art wohl einmaligen Akt es wiederentstehen zu lassen. Etliche der im 2. Weltkrieg verloren gegangenen Bilder malte sie nach Fotovorlagen zum Teil detailgetreu neu oder sie griff zumindest deren Motive auf. Daneben entstand eine Fülle von Zyklen vorwiegend zu religiösen oder symbolistischen Themen.

Wie nach dem 1. Weltkrieg diente der christliche und mythologische Formenschatz dazu, dem unfassbaren mit Krieg und Terror verbundenen Leid Ausdruck zu verleihen. Den Kontrapunkt zu ihren apokalyptischen Arbeiten, bilden neben ihren zahlreichen Landschaftsbildern und Stillleben vor allem die Ceylon bezogenen Motive. Ihrem in den frühen Zwanzigern gefunden Stil blieb Schleusner treu.

Thea Schleuser konnte nach dem 2. Weltkrieg – in einer Zeit als der Kunstbetrieb von der Abstraktion dominiert wurde - nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Zeitweise nahezu vollständig in Vergessenheit geraten, wird sie der sogenannten Verschollenen Generation zugerechnet.
Ziel der Ausstellung ist es, die vielfältigen Facetten der Künstlerin zu zeigen sowie ihre Bedeutung zu würdigen, um somit zu einer Wiederentdeckung beizutragen, wie sie erst jüngst Zeitgenossinnen von Schleusner wie Lotte Laserstein oder Anita Rèe zugekommen ist. Dem Besucher der Ausstellung bietet sich die Gelegenheit vier bedeutende Gebäude der Lutherstadt Wittenberg kennenzulernen, die zudem in unmittelbarer Nähe zu vier Weltkulturerbestätten liegen.

Ein Projekt der Naser-Stiftung der (wieder)enteckten Kunst
in Kooperation mit der Lutherstadt Wittenberg,
den Städtischen Sammlungen Wittenberg,
der Cranach-Stiftung,
der Stiftung Christliche Kunst Wittenberg.

Die Öffnungszeiten der 4 Häuser:
Altes Rathaus + Zeughaus: Di - So 10 - 18 Uhr
Cranach-Stiftung: Aug. - Okt. Mo - Sa 10 - 17 Uhr, So 13 - 17 Uhr,
Nov. - Jan. Mo Ruhetag

Stiftung Christliche Kunst: Aug. - Sept. Di - Sa 10 - 17 Uhr, So 12 - 17 Uhr, Okt. - Jan. Di - Sa 10 - 16 Uhr, So 12 - 16 Uhr
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Zur Austellung ist im Hardcover ein Begleitband mit 328 Seiten und 400 farbigen Abbildungen in einer Auflage von 1000 Stück erschienen. Das Buch beinhaltet u. A. die erste umfassende Biographie zum Leben und Schaffen Thea Schleusners und ist auf der Ausstellung bzw. direkt über die Webseite der Naser-Stiftung ([email protected]) zu einem Preis von 59,00€ + Versand erwerbbar. 

Die Ausstellung wird durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.

Die Ausstellung wird durch die Projektförderung von LOTTO Sachsen-Anhalt gefördert